Universität Bonn

Botanische Gärten

Titanenwurz und Verwandte

"Unsere" Titanenwurz (Amorphophallus titanum) hat viele Verwandte. Weltweit gibt es etwa 200 Arten, die alle in Afrika oder Asien zu finden sind. Sie gehören in die Familie der Aronstabgewächse (Araceae). In den Bonner Botanischen Gärten sind 34 Arten in Kultur – ganz große und ganz kleine.

Titanenwurz

Die Titanenwurz (Amorphophallus titanum) stammt aus dem Regenwald der indonesischen Insel Sumatra. Sie hat den größten Blütenstand im Pflanzenreich, der wie eine einzige Blume wirkt.

Nirgendwo in Deutschland – wahrscheinlich sogar weltweit – gab es mehr Blühereignisse als in Bonn. Deshalb lag es nahe, die Titanenwurz als Logo für die Botanischen Gärten zu wählen. Der größte Blütenstand hier in Bonn war – gemessen ab der Erdoberfläche – 2,90 Meter hoch (gemessen ab der Knollenoberseite sogar 3,25 Meter).

Aus der unterirdischen Knolle der Pflanze treibt ein einziges gefiedertes Blatt, das nach zehn bis achtzehn Monaten abstirbt. Es liefert die Nährstoffe für das Wachstum der Knolle. Die aus dem Samen gekeimte Pflanze braucht einige Jahre, bis die Knolle mit etwa 20 Kilogramm groß genug ist, um anstelle eines Blattes einen Blütenstand zu treiben. Der Blütenstand wächst mit großer Geschwindigkeit. Bis zu 19,5 cm in vierundzwanzig Stunden wurden gemessen. Wie dunkelroter plissierter Samt leuchtet das trichterförmige Hochblatt (Spatha), daraus erhebt sich gelblich leuchtend der Geruch und Wärme erzeugende Kolben (Spadix).

Auf kleine nachtaktive Käfer und andere Insekten wirkt die Titanenwurz durch Farbe, Form und intensiven Aasgeruch wie ein großer verwesender Kadaver und ist damit für sie äußerst anziehend. Sie fallen auf die Täuschung herein und kriechen in das Innere der Blüte, um ihre Eier abzulegen. Dabei übertragen sie den Pollen und bestäuben die Pflanzen.

Der starke Lockgeruch für die Insekten wird rhythmisch ausgestoßen. Der riesige Kolben funktioniert dabei wie ein Sendemast und kann von den Insekten noch in einer Entfernung von vielen Kilometern wahrgenommen werden. Das ist auch nötig, denn an ihrem natürlichen Standort finden sich die Pflanzen nur weit verstreut.

In der ersten Nacht sind die weiblichen Blüten befruchtungsbereit und mit heftigen Duftstößen lockt die Pflanze die hoffentlich pollenbeladenen Insekten zur Befruchtung an. Um eine Eigenbefruchtung auf jeden Fall zu vermeiden, kommt die Pflanze erst in der zweiten Nacht in die männliche Phase und schüttet den Pollen aus. Jetzt wird auch die Geruchsaussendung wieder aktiviert.

Nach der zweiten Nacht schließt sich die Blüte wieder, nach drei bis vier Tagen kippt der Kolben um. Bei erfolgreicher Befruchtung entwickelt sich ein mehr als ein Meter hoher Fruchtstand mit Hunderten leuchtend orangeroten, etwa fünf Zentimeter langen Beeren, die in ungefähr acht Monaten reif sind.

Blütenstand der Titanenwurz
Blütenstand der Titanenwurz (Amorphophallus titanum) © W. Lobin / Universität Bonn

Kennen Sie schon unser Wissensheft "Titanenwurz - Amorphophallus titanum und seine Verwandten"? Dieses im Juni 2023 erschienene Heft fasst alle Infos zur Titanenwurz anschaulich zusammen - von der besonderen Wuchsform und Blütenbiologie, über ihre Erforschung bis hin zur Bonner Erfolgsgeschichte. Auch die engere und weitere Verwandtschaft der Titanenwurz wird kurz vorgestellt.

Sie können das Heft im Gartensekretariat oder über den Freundeskreis der Botanischen Gärten e.V. beziehen. Wir freuen uns über eine Spende.

Ganz Eilige können das Heft auch hier als PDF herunterladen (9MB).

Titelbild des Wissensheftes "Titanenwurz"
© BG Bonn

Verwandte der Titanenwurz

Der Kleinste

Amorphophallus ongsakulii
Amorphophallus ongsakulii © W. Lobin / Universität Bonn

Der Kleinste der Gattung ist Amorphophallus ongsakulii . Er wurde erst 2004 in Laos entdeckt und wird etwa 5 Zentimeter hoch, die Knolle hat einen Durchmesser von 0,9 Zentimetern. Zum Vergleich: Die Knolle der Titanenwurz, die in diesem Jahr geblüht hat, wog 80 Kilogramm!

Der Riesige

Amorphophallus gigas
Amorphophallus gigas © W. Lobin / Universität Bonn

Amorphophallus gigas aus Sumatra macht seinem Namen „gigas“ – griechisch: riesig – alle Ehre. Sein Blütenstand steht auf einem Stiel, beide zusammen können bis zu 5 Metern hoch werden. Bei Amorphophallus titanum sind Blatt und Blütenstand wesentlich größer.

Der Essbare

Amorphophallus paeoniifolius
Amorphophallus paeoniifolius © W. Lobin / Universität Bonn

Einen ganz bizarren Blütenstand hat der Elefantenfuß Amorphophallus paeoniifolius. Einige Sorten sind essbar und werden als Nutzpflanzen angebaut. Die bis zu 9 kg schweren Knollen werden gekocht oder eingelegt als Gemüse oder frittiert wie Chips gegessen.

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