Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck (1776 bis 1858)
Die wissenschaftshistorisch bedeutendste Persönlichkeit der Bonner Botanik ist ihr Gründungsdirektor Prof. Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck.
1818 wurde er zum Präsidenten der nicht ortsgebundenen Leopoldina, der 1652 gegründeten Kaiserlichen Akademie, gewählt und noch im selben Jahr nach Bonn berufen. Kaum in Bonn angekommen, begann Nees mit ungeheurer Tatkraft die Bonner Botanik auf- und den Barockgarten des Schlosses zu einem wissenschaftlichen Garten umzubauen.
Nees hat 7000 Pflanzenarten und schätzungsweise 2000 Tierarten beschrieben. Er war Arzt, Botaniker, Zoologe und Naturphilosoph. Mit Goethe, der ihn sehr schätzte, führte er einen umfangreichen Briefwechsel. Nees benannte aus Wertschätzung ein Malvengewächs nach ihm: Goethea cauliflora, im Regenwaldhaus zu sehen. Nees war so etwas wie ein Popstar seiner Zeit. Nur um ihn zu besuchen, kamen August von Platen und Justus von Liebig nach Poppelsdorf. Karl Marx schrieb sich bei Nees ein. Ein Grund dafür, dass sich später ein Teil der Nees-Korrespondenz nicht mehr finden ließ – sie lag in den Staatsarchiven Moskaus.
Nees musste sich 1829 – weil er mit der Frau eines Bonner Kollegen „durchgebrannt“ war – nach Breslau versetzen lassen. Dort schrieb er die bis heute grundlegenden Monographien über Lauraceen, südafrikanische Asteraceen und europäische und brasilianische Lebermoose.
1848 hielt er vor der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche eine flammende Rede gegen die Unterdrückung der schlesischen Weber. 1851 wurde er wegen seiner sozialpolitischen Aktivitäten ohne Ruhegehalt seines Amtes enthoben. Jedoch blieb er bis zu seinem Tod 1858 Präsident der Leopoldina. Eine seiner letzten Amtshandlungen dort war die Aufnahme von Charles Darwin.
Er starb völlig verarmt und geriet in Vergessenheit. Heute entdeckt man sein Lebenswerk wieder: Seine Briefwechsel mit Goethe und vielen bedeutenden Zeitgenossen werden publiziert. Die Leopoldina hat eine eigene Nees-Forschungsstelle eingerichtet. Bewusst greift der Name des Nees-Institutes für Biodiversität der Pflanzen die Bonner botanische Tradition auf.