Pflanze des Monats
Hier stellen wir jeden Monat eine Pflanze vor, die gerade besonders schön blüht, etwas ganz Besonderes oder Seltenes ist oder auch einmal Pflanzen, die wir aus unserer Umgebung kennen.
September 2023

Dreischwänzige Pfeifenblume (Aristolochia tricaudata)
Die Dreischwänzige Pfeifenblume oder Dreizipfelige Osterluzei ist eine Kletterpflanze aus den tropischen Wäldern Mexikos. Ihre rotbraunen Blüten tragen drei lange, fadenartige, charakteristische Zipfel, die ihr auch ihren Namen verleihen.
Wie auch bei anderen Arten dieser Gattung funktioniert die Bestäubung über „Kesselfallen“. Durch für Menschen kaum wahrnehmbaren Geruch werden kleine Insekten in die röhrenförmigen Blüten gelockt. Sie fallen dann in einen Kessel, aus dem es nur einen winzigen Ausgang gibt. Auf der Suche nach dem Ausgang krabbeln die Insekten in dem Kessel herum und bestäuben dabei die Blüten. Wenn sie letztlich den Ausgang finden und die Blüten verlassen, nehmen sie Pollen mit zur nächsten Blüte.
Bei einigen Aristolochia-Arten ist die Kessefalle so stark ausgeprägt, dass sogar kleine Härchen den Ausgang versperren und erst dann verwelken (und somit den Ausweg freigeben) wenn die Bestäubung erfolgt ist.
In unseren Gewächshäusern gibt es neben A. tricaudata auch noch ein paar andere interessante und imposante Pfeifenblumen zu entdecken, wie z.B. die zwei Schwesterarten A. arborea und A. salvadorensis, gleich nebenan im selben Beet.
August 2023
Hirse
Die Hirse ist bereits seit Jahrhunderten eine der wichtigsten Nutzpflanzen, weswegen 2023 von der Welternährungsorganisation FAO zum Internationalen Jahr der Hirse erklärt wurde. Damit soll auf die große, weltweite Vielfalt der Hirsesorten aufmerksam gemacht werden. Gerade in den jetzigen Zeiten von Klimawandel und Bevölkerungswachstum spielt die Hirse für die Ernährung der Menschheit eine noch größere Rolle. In unserem Nutzpflanzengarten können Sie eine Auswahl von verschiedenen Hirsearten entdecken, die jetzt langsam reif werden. Diese kommen in den verschiedenen Regionen der Welt vor. Sie alle sind aber durch ein relativ kleines, kugeliges Korn gekennzeichnet.
Einige der wichtigsten Arten sind die Sorghumhirsen (Gattung Sorghum, links im Bild), die bereits vor Jahrtausenden im heutigen Sudan domestiziert wurden. Sie sind trockenresistent und anspruchslos und können daher auch auf kargen Böden gut kultiviert werden.
Die Kolbenhirse (Setaria italica, rechts im Bild) stammt wahrscheinlich aus Nordchina und wird bis heute in mehreren asiatischen Ländern als Getreide verwendet. In Europa spielte sie neben der Rispenhirse nur eine untergeordnete Rolle als Getreide. Heute wird sie bei uns meist nur als Kleintierfutter verwendet.

Große Känguru-Pfote (Anigozanthos flavidus)
Die flaumig-behaarten, sanft gebogenen Blütenröhren erinnerten die ersten europäischen Australien-Reisenden wohl an Tierpfoten. Einige Arten dieser Gattung werden Känguru-, andere Katzenpfoten genannt. Der wissenschaftliche Name Anigozanthos bezieht sich auf die gebogenen Blütenröhren, deren Zipfel alle nach einer Seite ausgerichtet sind (aniso = griech. ungleich, anthos = griech. Blüte).
Känguru-Pfoten sind im Südwesten Australiens heimisch. Sie sind besonders gut an Trockenphasen angepasst, sind aber nicht frosthart. Sie werden daher bei uns als Kübelpflanze kultiviert.
Die Große Känguru-Pfote (A. flavidus) hat bis zu 1 Meter lange, schwertlilienartige Blätter und Blüten in verschiedenen Farbvarianten von gelbgrün bis dunkelrot. Sie wird auch als Zierpflanze und Schnittblume geschätzt und gezüchtet.
Juni 2023
Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)
Der Johannisbrotbaum ist ein immergrüner, bis zu 20 m hoch werdender Hülsenfrüchtler aus dem Mittelmeerraum. Den bis zu 30 cm langen, gebogenen Früchten hat der Baum seinen wissenschaftlichen Namen zu verdanken: das griechische Wort "kerátion" heißt übersetzt "Hörnchen". Jede Hülsenfrucht enthält zirka 10 bis 15 Samen.
In der Antike wurden diese Samen als Feingewichte für das Wiegen von Edelsteinen und Gewürzen verwendet. Aus dieser historischen Verwendung hat sich die Gewichtseinheit Karat entwickelt, ein Lehnwort aus dem Arabischen "charrub" und dem Griechischen "kerátion". Die Bezeichnung Johannisbrotbaum bezieht sich auf Johannes den Täufer, der sich während seines Aufenthalts in der Wüste von den Früchten des Baums ernährt haben soll.
Die Hülsen des Johannisbrotbaums sind anfangs weich und aromatisch süß. Sie können sehr lange am Baum hängen und reifen, bis sie später dunkelbraun, hart und lange haltbar sind. Aus den gemahlenen Hülsen wird das Carobpulver hergestellt, dass ähnlich wie Kakaopulver verwendet werden kann.
Aus den Samen wird das sogenannte Johannisbrotkernmehl gewonnen, das als kalorienarmes Verdickungsmittel in der Lebensmittelbranche eingesetzt wird.

Mai 2023

Moor-Birke (Betula pubescens)
Es gibt in Deutschland zwei Arten von Birken, die zu Bäumen heranwachsen: die Hänge-Birke (Betula pendula) und die Moor-Birke (Betula pubescens).
Gemein ist ihnen die typische weiße Borke. Die beiden Arten zu unterscheiden, ist aber gar nicht so einfach. Am besten gelingt das jetzt im Frühjahr. Die feinen Härchen an den jungen Blättern und Zweigen der Moor-Birke sind nämlich ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Man braucht aber sehr gute Augen oder eine Lupe, um dieses Merkmal zu erkennen.
Während die Hänge-Birke in unseren Städten und auf sandigen Böden gut gedeiht, benötigt die Moor-Birke einen dauerfeuchten Standort. Sie ist in Bruchwäldern und Mooren und zu finden. Da diese Lebensräume in Deutschland heute selten sind, ist auch die Moor-Birke selten.
Deshalb wurde sie zum Baum des Jahres 2023 gekürt.
Rötlicher Rhododendron (Rhododendron russatum)
Der Rötliche Rhododendron ist in den Bergwäldern Südchinas und Nord-Myanmars heimisch. Er kann bis zu zwei Meter hoch werden und wächst in seiner Heimat bevorzugt an Waldrändern und auf Lichtungen, aber auch auf Felsen und in subalpinen Arealen oberhalb der Baumgrenzen.
Charakteristisch für Rhododendron russatum sind die blau-violetten Blüten. Die ersten öffnen sich Anfang April, bald darauf wird der kompakte Strauch komplett lila leuchten.
Mit Start der Blütezeit treiben auch die kleinen dunkelgrünen Blätter aus. In geschützten Lagen kann der Rötliche Rhododendron immergrün sein, meist dünnt das Laub im Winter aber stark aus. Damit der Rötliche Rhododendron reichlich blüht, benötigt er einen sonnigen Standort. In schattigen Lagen ist er blühfaul.
Übrigens: Bei Rhododendren sind alle Teile der Pflanze giftig. Vergiftungen sind aber selten, da diese Pflanzen für Tiere oder entdeckungsfreudige Kinder nicht besonders interessant oder schmackhaft wirken.


Palisaden-Wolfsmilch (Euphorbia characias)
Die Palisaden-Wolfsmilch wächst als Staude oder Halbstrauch und kann bis zu 150 cm hoch werden. Der Artname leitet sich vom griechischen Wort charakías ab. Das heißt „als Zaun, Pfahl oder Palisade geeignet“ und bezieht sich auf die traditionelle Verwendung der verholzten Stängel.
Charakteristisch sind die grüngelben Hochblätter, die die winzigen Blüten wie Glocken umschließen. Die Pflanze wirkt durch voluminösen Blütenstände, die sich bereits ab März bilden, besonders imposant. Die Palisaden-Wolfsmilch kommt in zwei Unterarten entlang des Mittelmeerraumes vor. Die bis 80 cm große Unterart Euphorbia characias subsp. characias erkennt man an den meist dunkelroten Drüsenanhängen im Blütenstand. Bei Euphorbia characias subsp. wulfenii sind die Blütenstände durchgängig gelb-grün. Da diese Unterart bis zu 150 cm groß werden kann und sehr robust ist, wird sie besonders gern als Zierpflanze verwendet.
Vorsicht: Der weiße Milchsaft (die „Wolfsmilch“) in den Stängeln und Blättern ist giftig und kann Hautreizungen oder Ausschläge hervorrufen!
Traubenhyazinthe (Gattung Muscari)
Traubenhyazinthen sind beliebte Frühjahrsblüher, die viele Menschen in ihren Vorgärten oder im Balkonkasten kultivieren. In der Regel handelt es sich dabei um die Armenische Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum), die es in vielen Varietäten gibt.
Die Gattung Muscari umfasst aber insgesamt rund 80 Arten, die rund ums Mittelmeer vorkommen. Im Ausstellungsgewächshaus werden im Februar etliche Vertreter der Gattung Muscari ausgestellt. Viele von ihnen stammen aus den Hochlagen der türkischen Gebirge und blühen sehr zeitig, sobald der erste Schnee schmilzt. Mit ihren Zwiebeln überdauern Traubenhyazinthen die kalte Jahreszeit im Boden und können so im Frühjahr schnell durchstarten.
Übrigens: Hier im Botanischen Garten haben wir eine besonders umfangreiche Sammlung von Muscari und verwandten Zwiebelpflanzen, die aktuell erforscht werden.


Himmelsbambus (Nandina domestica)
In Japan ist dieser kleine Strauch allseits beliebt und wird seit Jahrhunderten in Gärten und Tempelanlagen angepflanzt. Carl Thunberg, einer der ersten europäischen Naturwissenschaftler, die Japan bereisten, sah sie dort im Jahre 1776. In Anlehnung an den japanischen Namen „Nanten“ gab er ihr den wissenschaftlichen Namen Nandina domestica Thunb..
Insbesondere aufgrund ihrer leuchtend roten Früchte gilt sie in Japan als Glücksbringer. Eine kleine getopfte Pflanze davon zu verschenken, ist eine von vielen Neujahrstraditionen in Japan.
Die ursprüngliche Heimat dieses Strauchs liegt in China, von wo er nach Japan eingeführt wurde. Der als „Himmelsbambus“ vermarktete Strauch ist auch bei uns leicht zu kultivieren, so lange er einen geschützten, halbschattigen Standort hat. Damit man sich an Blüten und Früchten erfreuen kann, sollte man versuchen ein weibliches Exemplar zu erstehen.
Vorsicht: Die ganze Pflanze ist giftig.